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Christiane Lind – Zeit des Mutes

Taschenbuch: 392 Seiten
Verlag: Lind, Christian (Nova MD)
ISBN-13: 978-3964434036

 Deutschland im Jahr 1913: Nachdem sich Emma mit ihrem Zeichenlehrer eingelassen hatte, wird die junge Frau zu entfernten Verwandten nach England geschickt. Dort soll sie bleiben, bis Gras über die Sache gewachsen ist, und am besten gleich einen Mann finden.

Emma ist nicht begeistert davon, nach Hazelwell Manor geschickt zu werden, bis sie dort auf den Sohn des Hauses trifft, Lord Percival, und sich in ihn verliebt. Percival will allerdings nichts von ihr wissen. Das ändert sich erst, als Emma ein Unglück beobachtet und Percival in der Hand hat. Sie zwingt ihn zur Heirat und landet dadurch in London, wo sie schnell feststellt, dass die Ehe keine gute Idee war.

Auch das Zimmermädchen Lucy verschlägt es nach dem Unglück auf Hazelwell Manor nach London. Erst schlägt sie sich eher schlecht als recht durch, bis sie auf die Suffragetten trifft und sich ihnen anschließt.

Die Wege von Emma und Lucy kreuzen sich sowohl auf Hazelwell Manor als auch in London und so unterschiedlich die beiden Frauen aus ganz verschiedenen Gesellschaftsschichten auch sind, der Kampf um das Frauenwahlrecht könnte sie vereinen, falls sie beide mutig genug sind, sich ihm anzuschließen.

Ich habe vor vielen Jahren einmal einen Roman gelesen, der zur Zeit der Suffragetten spielte. Wirklich viel wusste ich aber nicht über diese Zeit. So fand ich es sehr spannend, mehr über den Kampf für das Frauenwahlrecht zu erfahren. Christiane Lind hat diesen Kampf sehr bildlich geschildert, ich war mittendrin dabei, verfolgte Versammlungen, Kundgebungen und Gefängnisaufenthalte mit Hungerstreik und Zwangsernährung. Das Buch hat Geschichte wirklich lebendig gemacht.

Sehr interessant war es, diesen Kampf aus zwei ganz unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten. Dass die Geschichte aus der Sicht einer Frau der gehobenen Gesellschaft und eines Zimmermädchens erzählt wird, lässt einen viel tiefer in die Thematik und das Leben zur damaligen Zeit einsteigen, als es bei nur einer Protagonistin der Fall gewesen wäre.

Lucy, das Zimmermädchen, hat sich dabei besonders in mein Herz geschlichen. Sie ist zwar manchmal etwas naiv, aber vor allem liebenswert und irgendwie auch bedauernswert, ist ihr Leben ja vollkommen vorbestimmt und die Chancen auf eine glückliche Zukunft stehen eher schlecht. Trotz jungem Alter ist sie diejenige, die Geld für Mutter und Bruder verdienen muss, das Leben als ewige Dienstbotin scheint damit vorbestimmt.

Die verwöhnte Emma dagegen hat es mir manchmal etwas schwerer gemacht, sie zu mögen. Sie ist durchaus ein nettes Mädchen, wenn auch irgendwie etwas unbedarft. Aber mit ihrer blinden Liebe zu Percival fordert sie ihr Unglück heraus und ich hätte sie manchmal gerne geschüttelt.

Insgesamt war es ein wirklich interessantes Buch, das passend zu 100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland und Großbritannien das wichtige Thema spannend beleuchtet und Geschichte lebendig werden lässt. Christiane Lind hat es mit diesem Buch geschafft, mein Interesse für dieses Thema, von dem ich nicht wirklich viel wusste, zu wecken. Vielen Dank dafür!

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